Dezentrale Energieversorgung als Geschäftsmodell
Mieterstrom und andere Formen der dezentralen Energieversorgung sind wichtige Eckpfeiler auf dem Weg zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands. Dabei sollte ein attraktiver Aspekt zusätzlich in die Betrachtungen rücken: Die Wirkung von Mieterstrom, On-Site-PPA & Co. geht über Nachhaltigkeit und rein ökologische Aspekte hinaus. Der lokale Verkauf von PV-Strom lohnt sich auch wirtschaftlich. Dafür sorgen neben geänderten politischen Rahmenbedingungen, die die Weichen für einen profitablen Betrieb von PV-Anlagen neu gestellt haben, auch die Entwicklungen am Markt.
Es lohnt sich also in doppelter Hinsicht, in PV-Anlagen zu investieren oder die Anlage von der Volleinspeisung auf Lokalverbrauch & Überschusseinspeisung umzustellen.
Dafür sprechen mehrere Gründe:
- Solarteure haben Kapazitäten aufgebaut. Die Zahl der PV-Anlagen in Deutschland nähert sich allmählich der 3-Millionen-Grenze.
- Materialien rund um die Installation von PV-Anlagen sind verfügbar und günstig.
- Der Höhepunkt in der Zinsentwicklung ist (vorerst) erreicht: Die Zinsen sinken langsam wieder, abzulesen etwa bei der Baufinanzierung.
- Ein massiver Anstieg der Netzentgelte durch die Übertragungsnetzbetreiber stand zum Januar 2024 ins Haus: Von 3,12 Cent/Kilowattstunde auf 6,43 Cent/kWh, da staatliche Zuschüsse wegfallen.
Konkret bedeutet das: Unabhängig davon, welches Geschäfts- & Betreibermodell umgesetzt werden soll, ist die lokale Vermarktung von PV-Strom oft rentabler, als den Strom erst einzuspeisen und dann lokal benötigte Energie teuer zurückzukaufen. Allein die wegfallenden Netzentgelte, Umlagen und Steuern sind ein signifikanter Hebel für die Wirtschaftlichkeit von dezentralen Energieerzeugungsanlagen.
Kernelemente der Wirtschaftlichkeit von Mieterstrom
Im Gewerbe ist der lokale Verbrauch fast immer rentabler als die Kombination von Volleinspeisung und Rückkauf nach Bedarf. Der Hauptgrund: Wenn Strom innerhalb eines Hausanschlusses oder Netzverknüpfungspunktes vermarktet wird, entfallen sämtliche Netzentgelte – je nach Netzgebiet sind das mindestens 9-12 Cent pro Kilowattstunde.
Für eine konkrete Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sind allerdings noch weitere Faktoren zu berücksichtigen:
- Stromgestehungskosten & Anlagengröße
- Einspeisevergütung bzw. Direktvermarktung
- Erwartete Strompreiserhöhung/Jahr
- Direktverbrauchsquote
Stromgestehungskosten & Anlagengröße
Je größer die Dachfläche, die mit PV-Anlagen bestückt wird, desto geringer sind die Stromgestehungskosten. Wie wirtschaftlich die geplante Anlage allerdings tatsächlich läuft, hängt von einigen weiteren Faktoren ab.Einspeisevergütung und Direktvermarktung
Für Anlagen unter 100 kWp Leistung gibt es die Möglichkeit einer „festen Einspeisevergütung“. Für Anlagen mit einer Leistung über 100 kWp besteht nach EEG 2023 die Pflicht zur Direktvermarktung. In der Direktvermarktung erfolgt die Vergütung von eingespeistem Strom verpflichtend zu dem aktuellen Preis an der Strombörse EPEX. Dieser ist variabel und schwankt stark je nach Tages- und Jahreszeit, beziehungsweise nach der Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom. Die potenziellen Erträge aus der Einspeisevergütung oder Direktvermarktung müssen in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung den Erträgen im Mieterstrommodell gegenübergestellt werden.
Erwartete Strompreiserhöhung
In der Kalkulation von Wirtschaftlichkeit und Amortisation spielt die Entwicklung des Strompreises eine entscheidende Rolle. Für 2024 gehen die Prognosen auseinander, allerdings werden weiterhin hohe Preise erwartet. Diese Entwicklung ist allerdings von weiteren Faktoren beeinflusst, die nicht exakt vorhergesehen werden können. Grundsätzlich gilt: Je höher der Strompreis am Markt, desto kürzere Amortisationszeiten der PV-Anlagen lassen sich erreichen.
Direktverbrauchsquoten
Durch den Gleichlauf von Verbrauch und PV-Produktion eignen sich Gewerbeimmobilien ideal für die lokale Energiegewinnung und -nutzung. Denn gewerbliche Mieter verbrauchen in der Regel tagsüber den meisten Strom. Die vergleichsweise höheren Verbräuche im Gewerbe ermöglichen hohe Direktverbrauchsquoten und damit attraktive Renditen. Für die lokale Stromvermarktung gilt als Richtwert: Eine Direktverbrauchsquote von über 50 Prozent ist ideal – je mehr, desto besser.
Als Betreiber einer PV-Anlage in der Wohnungswirtschaft gibt es zudem die Möglichkeit, die Direktverbrauchsquote der Mieter mittels Preisvorteilen zu steigern: Günstige Konditionen für PV-Strom können entscheidende Anreize für die Lastgangverschiebung sein. Das Elektroauto wird dann zum Beispiel geladen, wenn die Anlage auf dem Dach gerade günstigen Strom erzeugt. Möglich wird dies durch eine transparente Abrechnung im Zweipreis-System. Hier werden unterschiedliche Tarife für PV-und Reststrom vertraglich vereinbart und verbrauchsgenau abgerechnet. Weitere Vorteile des Zweipreis-Systems haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Preisvorteile, die sich rechnen
- Geringe Stromgestehungskosten: Beim Betrieb einer PV-Anlage fallen lediglich Stromgestehungskosten in Höhe von ca. 9–12 Cent an.
- Keine Netzentgelte, Umlagen und Stromsteuern: Dank EU-Regulierung entfallen diese Kosten für vor Ort erzeugten und verbrauchten Strom. Das sind je nach Netzgebiet 9-12 Cent / kWh.
Zum Vergleich: Der Durchschnittspreis einer am Markt gekauften Kilowattstunde Strom liegt, inklusive aller Entgelte, Umlagen und Steuern, bei über 30 Cent pro kWh. Damit ergibt sich eine Differenz von bis zu 20 Cent pro kWh. Anlagenbetreiber können diese anteilig als Preisvorteil an Mieter bzw. Verbraucher weitergeben und gleichzeitig als zusätzliche Marge vereinnahmen.
Fazit
Die aktuellen Gegebenheiten bieten optimale Voraussetzungen, um aktiv zu werden und von den vielfältigen Chancen der dezentralen Energievermarktung zu profitieren. Der Verkauf von lokal produziertem Solarstrom an Dritte war und ist ökologisch ohnehin eine gute Sache – die sich auch wirtschaftlich bezahlt macht. Bei der Planung, Umsetzung und Abrechnung ist Solarize der richtige Ansprechpartner.