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Die Vorteile von virtuellen Summenzählern

Die Mieterstrom-Vollversorgung mit virtuellem Summenzähler ist seit Mai 2023 im EnWG verankert. Anlass genug Funktionsweise & Vorteile zu erläutern.

Virtueller Summenzähler: Ein einfacher Einstieg ins Mieterstrommodell

Die Vor-Ort-Nutzung von PV-Strom in Mehrparteien-Immobilien erfordert eine genaue Erfassung, wie viel Solarstrom im Gebäude verbraucht und welcher Anteil ins Netz eingespeist wird. Klassischerweise erfolgt die Messung über einen physischen Summenzähler (Z1), sowie einen Erzeugungszähler für die PV Anlage (Z2), die beide im Rahmen der Installation der PV Anlage verbaut werden.Messkonzept-Mieterstrom-mit-physischem-Summenzähler

Durch die benötigte Messinfrastruktur des Summenzählers ergeben sich schnell zusätzliche Installationskosten von mehreren Tausend Euro. 

Virtuelle Summenzähler (vZ1) übernehmen die gleiche Funktion wie physische Summenzähler, kommen aber ohne kostenintensive Umbauten aus. Mieterstrommodelle und On-Site-PPAs können so auch in Bestandsbauten und im Geschosswohnungsbau skalierbar und massentauglich umgesetzt werden. Trotzdem wurde bisher von Netzbetreibern häufig der Einbau eines physischen Summenzählers gefordert. 

Die Mieterstrom-Vollversorgung mit virtuellem Summenzähler ist seit Mai 2023 mit dem GNDEW (Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende) im EnWG §20 1.(d) verankert. Das bedeutet, virtuelle Summenzähler sind nun mit physischen Summenzählern gleichgestellt: Ein Meilenstein für den Ausbau des Mieterstrommodells!

Technische Aspekte

Technisch ermöglicht ein virtueller Summenzähler ohne aufwendigen Umbau die Umsetzung komplexer Messkonzepte durch die Einrichtung eines sogenannten Lokationsbündels: Mehrere physische Messlokationen (Zähler) werden über eine Berechnungsformel zu einem virtuellen Zähler gebündelt, dieser erhält dann eine Marktlokation und kann wie ein physischer Zähler beliefert werden. Möglich ist das nur, wenn verlässliche Messwerte im Viertelstundentakt vorliegen. Das ist der Fall bei intelligenten Messsystemen (iMSys nach TAF7) oder RLM-Zählern. Für den Einsatz von RLM-Zählern bedarf es der Zustimmung des Netzbetreibers.

Messkonzept-Mieterstrom-mit-virtuellem-Summenzähler

Welche weiteren Vorteile bringen virtuelle Summenzähler im Mieterstrommodell mit sich? 

Keine Baukosten
Die Installation teurer physischer Summenmessplätze oder komplexer Zwei-Schienen-Messkonzepte entfällt mit dem virtuellen Summenzähler. Dadurch wird die Umsetzung von Mieterstrommodellen auch in kleineren Mehrfamilienhäusern rentabel. Zudem ist Mieterstrom mit virtuellen Zählern auch dann umsetzbar, wenn im Gebäude kein Platz für einen physischen Z1 vorhanden ist. Die Einsparungen bei den Baukosten tragen dazu bei, die Wirtschaftlichkeit von Mieterstrom zu verbessern und deren Verbreitung zu fördern.

Geringere Wechselkosten
Auch der Wechsel ins Mieterstrommodell oder die Rückabwicklung zur Versorgung durch einen dritten Lieferanten erfordert keinen physischen Zählerwechsel, sondern lediglich die rechnerische Anpassung des Lokationsbündels. 
Durch den Einsatz des virtuellen Summenzählers bleibt die Messlokations-ID für Zähler in der Kundenanlage erhalten. Dadurch wird der Wechselprozess in und aus dem Mieterstrommodell erheblich vereinfacht. Wenn Parteien aus dem Mieterstrommodell austreten, kann der Verteilnetzbetreiber einfach eine Marktlokations-ID für eine ihm bekannte Messlokation anmelden und aufwände Prozesse für die Neuanmeldung des Zählers entfallen. Bleibt auch der Messstellenbetreiber identisch, ist zudem kein Außeneinsatz für einen Zählerwechsel erforderlich. Dies reduziert die Kosten und den administrativen Aufwand bei allen Beteiligten.

Weniger Abstimmungskosten
Mit dem virtuellen Summenzähler entfällt der manuelle Aufwand beim Verteilnetzbetreiber für das Herausbilanzieren von Nicht-Teilnehmern hinter dem Summenzähler. Die Verbräuche der Nichtteilnehmer werden außerhalb des virtuellen Summenzählers erfasst und fließen nicht in die Berechnung mit ein. Der Gesamtverbrauch der Teilnehmer wird automatisch erfasst, ohne dass die Verbräuche der Nicht-Teilnehmer aufwändig abgezogen werden müssen. Dadurch entfällt die aufwändige Abstimmung mit einzelnen Teilnehmern und der Aufbau komplexer Berechnungsformeln. Dieser skalierbare Ansatz erleichtert die Umsetzung einer Vielzahl von Mieterstromprojekten und entlastet die Verteilnetzbetreiber. Wenn Sie mehr über die Bedeutung von Messkonzepten erfahren möchten, lesen Sie auch unseren Blogbeitrag zum Thema "Erfolgsfaktor Messkonzept". 

Fazit 

Wir freuen uns, dass der virtuelle Summenzähler Betreibern von Aufdach-PV-Anlagen den Einstieg ins Mieterstrommodell erleichtert. Wenn Sie erfahren möchten, welche Projekte wir bereits mit virtuellen Zählern umgesetzt haben, sollten Sie unsere Fallstudie Die Stadtwerke Karlsruhe treiben Mieterstrom voran lesen. 

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